Normalerweise ist der jährliche Staatshaushalt Indiens eine recht trockene Angelegenheit – eine schrittweise Aktualisierung und Überarbeitung der Ausgaben- und Steuerpläne des bevölkerungsreichsten Landes der Welt. Doch dieses Jahr – nach der Parlamentswahl von Mitte April bis Anfang Juni, aus der die Bharatiya Janata Partei (BJP) von Premierminister Narendra Modi nur durch eine Koalition mit anderen Parteien siegreich hervorgehen konnte – ist vieles im angekündigten Staatsbudget anders.
„Es gibt starke Anzeichen dafür, dass die neue Regierung beabsichtigt, die Steuern für die Reichen zu erhöhen und für die Armen zu senken“, sagt Swagato Ghosh vom Asien- und Schwellenländerspezialisten Matthews Asia. Zugleich stärke eine verbesserte Einnahmenprognose die bereits gesunde Finanzlage Indiens weiter. Anleger sollten deshalb fürs Erste eine neutrale Haltung zu Indien einnehmen, die langfristigen Chancen jedoch im Auge behalten, rät Ghosh, der Co-Portfoliomanager des Matthews India Fund ist.
Modis BJP kommt Koalitionspartnern entgegen, …
Ein geringes Beschäftigungswachstum und die gedämpfte Stimmung in den unteren Einkommensschichten gelten als die beiden Hauptgründe für das schlechte Abschneiden der BJP bei den Wahlen – beides Themen, die für Modis wichtigste Verbündete in Indiens neuer Regierungskoalition von großer Bedeutung sind, so der Manager.
Es verwundert daher nicht, dass die Regierung u.a. angekündigt hat, die Steuern am unteren Einkommensende zu reduzieren, beschäftigungsbezogene Programme mit zwei Billionen Rupien (23,9 Mrd. USD) zu fördern sowie die Kreditunterstützung für Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen (KKMU) fortzusetzen. „Diese Maßnahmen können sowohl für das Wirtschaftswachstum insgesamt als auch für die Beschäftigungslage positiv sein“, sagt Ghosh.
Die BJP setzte auch andere Forderungen ihrer wichtigsten Koalitionspartner durch. So erhalten beispielsweise die indischen Bundesstaaten Andhra Pradesh und Bihar, in denen BJP-Verbündete ansässig sind, mehr Mittel für Infrastruktur und Schwerindustrie. „Unserer Ansicht nach sind Initiativen zur Schaffung von Vermögenswerten für die längerfristige strukturelle Entwicklung besser, als Almosen zu verteilen“, meint der Indienexperte.
… konsolidiert die gesunde Finanzlage Indiens aber weiter
Entscheidend sei, dass es der Regierung – trotz solcher Maßnahmen – gelungen sei, ihre Defizitprognose im Budgetjahr 2025 von 5,1% im Zwischenhaushalt auf 4,9% im endgültigen Haushalt zu senken; und das nach einem Defizit von 5,6% im Jahr zuvor. Die nominalen Wachstumsaussichten Indiens für das Finanzjahr 2025, das vom 1. April bis zum 31. März des Folgejahres reicht, beziffert die Regierung mit 10,5%, nach bereits beachtlichen 9,6% für 2024. Die verbesserte Prognose wird durch robuste Steuereinnahmen sowie eine höher als erwartete Dividende der Reserve Bank of India (RBI) unterstützt.
„Die BJP beabsichtigt nicht, zu sehr von ihrer Wirtschaftsideologie abzuweichen, um den Forderungen der Koalitionspartner entgegenzukommen“, erklärt Ghosh abschließend. „Sie wird aber flexibel genug sein, um die wirtschaftlichen und politischen Realitäten vor Ort zu berücksichtigen.“
Sie finden seinen kompletten Kommentar hier („Modi’s Budget Strategy: Navigating Growth Amid Coalition Demands“).
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