In Peking beginnt am kommenden Montag (15. Juli) das Dritte Plenum der Kommunistischen Partei Chinas, eines der größten politischen Treffen im Jahr. In der Mitte der regulären Amtszeit des Politbüros platziert, sind auf diesem Plenum in der Vergangenheit schon einige überraschende Wirtschaftsreformen verkündet worden.
Das Plenum ist aber nur einer von mehreren „Katalysatoren“, durch die Chinas angeschlagene Wirtschaft wieder auf die Beine kommen soll. Darauf machen Chief Investment Officer Sean Taylor (Foto) und Portfoliomanager Hardy Zhu vom Asien- und Schwellenländerspezialisten Matthews Asia aufmerksam. Eine Erholung würde nicht nur der Volksrepublik gut tun, sondern auch einigen Schwellenländern, erklären die Experten in zwei aktuellen Kommentaren.
Über 250 Mrd. EUR an Stützungskäufen für chinesischen Aktienmarkt
Politisch erhoffen sich professionelle Anleger in nächster Zeit mehr Stabilität durch einige bereits eingeleitete Maßnahmen.
Da ist etwa Chinas Neun-Punkte-Plan für Kapitalmarktreformen, der im April vorgestellt wurde. Er soll zu besserer Unternehmensführung, mehr Effizienz sowie einer geringeren Bewertungsspanne zwischen chinesischen Aktien und denen anderer asiatischer Länder beitragen.
Auch die riesigen staatlichen Aufkaufprogramme gehören dazu: Mehr als zwei Billionen Renminbi (etwa 253 Mrd. EUR) sind bereits für den Ankauf von Festlandaktien („A-shares“) angesetzt, weitere 300 Mrd. Renminbi (ca. 38 Mrd. EUR) vorgemerkt worden.
Außerdem kaufen lokale Regierungen im großen Stil leerstehende Immobilien von Entwicklern auf. Die strengen Anforderungen für den Erwerb einer Hypothek für private Haus- und Wohnungskäufer sind ebenfalls etwas gelockert worden.
Analysten erwarten stärkeres Gewinnwachstum pro Aktie als die 10 Prozent aus 2023
Auch wenn die zweitgrößte Volkswirtschaft weltweit „eine Ökonomie mit vielen Herausforderungen bleibt“, wie Taylor sagt, habe China im zweiten Quartal bereits gute Resultate abgeliefert.
So habe sich die industrielle Produktion verstärkt, und es zeichneten sich mehr Personaleinstellungen ab. Und obwohl die Sorgen über Chinas Immobilienmarkt bestehen bleiben, geben chinesische Verbraucher doch unverdrossen Geld für Restaurantbesuche, Reisen und Unterhaltung aus sowie besonders für Einkäufe auf Onlinehandelsplattformen.
Die Experten von Matthew Asia gehen, wie die meisten Analysten, davon aus: Das Gewinnwachstum chinesischer Firmen wird das des Vorjahres übertreffen, das bei rund zehn Prozent gelegen hatte. Dabei erwarten Taylor und Zhu für den Offshore-Markt eine bessere Erholung des Gewinns pro Aktie als für den „A-shares“-Markt.
Das liege auch daran, dass der erstgenannte Marktplatz vor allem internationale Investoren anzieht und mehr Aktien von digitalen Plattformen, Firmen aus dem Gesundheitswesen, Finanzwerten und Konsumgütern anbietet als der, vor allem auf die chinesischen Privatkunden ausgerichtete „A-shares“-Markt mit seiner stärkeren Gewichtung von Immobilien und lokalen Verbrauchsgütern.
„Aufwärtspotenzial vor allem für Nordasien“
Die Aussichten für Aktien aus den „Emerging Markets“ – zu dieser Kategorie zählt auch China trotz seiner Größe noch immer – hält der CIO in der zweiten Jahreshälfte insgesamt für gut: „Wir sehen mehr Aufwärtspotenzial für die Performance in den Schwellenländern, vor allem in Nordasien, auch unterstützt durch Erträge und Wachstum, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) beruhen.“
Davon profitieren natürlich vor allem Taiwan und Südkorea – zwei asiatische Staaten, in denen Marktführer in der Versorgung mit Halbleiterchips angesiedelt sind, welche für die KI-Revolution unverzichtbar sind.
Auch Indien „bleibt eine gute strukturelle Wachstumsgeschichte“, sagt Taylor. Vor allem, nachdem es Premierminister Narendra Modi nach der jüngsten Parlamentswahl schnell gelungen ist, eine regierungsfähige Koalition zu installieren. „Wir glauben, dass die Wachstumsausgaben in Indien über Infrastruktur- und Investitionsausgaben hinausgehen werden“, ist der CIO hoffnungsvoll. Größere Herausforderungen warteten aus seiner Sicht hingegen auf Lateinamerika, dort besonders auf Mexiko und Brasilien.
Sie finden den Kommentar von Taylor und Zhu zu China hier (“Identifying Recovery Catalysts in China: Insights for Investors“), die Ausführungen des Chief Investment Officers zu den Schwellenländern hier (“Q2 2024 CIO Review and Outlook: Insights on Emerging Markets, Country Selection, and Political Impacts”) und ein knapp 12-minütiges Video dazu hier („Emerging Markets: Q2 CIO Update”).
Image sources
- Chief Investment Officer Sean Taylor: Matthews Asia