Die kommende Amtszeit von Donald Trump als dem 47. US-Präsidenten wird haarig für die Volkswirtschaften Chinas und der Schwellenländer – so die landläufige Meinung. Sean Taylor, Chief Investment Officer und Portfoliomanager des Asien- und Schwellenländerexperten Matthews Asia, ist da anderer Meinung.
„Es wird eine Weile dauern, bis sich die globale Makrolandschaft, die von ‚Trump 2.0‘ geprägt sein wird, herausbildet“, schreibt Taylor in seinem aktuellen Kommentar. „Aber zum jetzigen Zeitpunkt halten wir es nicht für ausgemacht, dass es einen scharfen Gegenwind für die Emerging Markets geben wird.“
In Bezug auf die angedrohten US-Zölle in Höhe von 60 Prozent auf Importe aus China erinnert Taylor daran: Der Anteil der chinesischen Exporte in die USA ist zwischen Trumps letzter Amtszeit ab 2016 von 21 Prozent auf nur noch 14 Prozent im vergangenen Jahr gefallen. „Die Auswirkungen von Zollerhöhungen werden nicht eindeutig messbar sein, und ihre Folgen für China sowie andere Schwellenländer werden sich von denen während Trumps erster Amtszeit unterscheiden“, ist der Experte überzeugt, der vor seinem Amtsantritt bei Matthews CIO APAC bei der DWS war.
Chancen für Anleger in Schwellenländern unter „Trump 2.0“ …
Als konkrete Investmentchancen in der zweiten Amtszeit Trumps zählt Taylor auf:
- Unternehmen aus Schwellenländern mit Produktion in den USA
- Indien und seine Wachstumsstory der nächsten zehn bis 20 Jahre
- Südkorea und Taiwan wegen ihrer großen Bedeutung als Halbleiterzentren in der KI-Lieferkette, die auch US-Technologieunternehmen versorgen
- Taiwan, sofern Trump sich entschließt, als Vermittler im Konflikt zwischen China und Taiwan aufzutreten
- Erneuerbare Energien und die globale Dynamik in Richtung Nachhaltigkeit, welche Investitionsmöglichkeiten in Schwellenländern schaffen könnten.
… und Risiken seiner zweiten Amtszeit
Zu den größten Herausforderungen unter Trump 2.0 gehören nach Taylors Meinung hingegen:
- Härtere US-Handelspolitik, einschließlich Zöllen, gegen ausländische Unternehmen, die in die USA exportieren, dort aber nicht produzieren
- Zollkrieg zwischen den USA und Europa, der den Druck auf Autoexportnationen wie Südkorea erhöht
- Taiwans Haltung und Auswirkungen auf die Geopolitik, wenn die Spannungen zwischen China und den USA zur Unabhängigkeit des Inselstaats zunehmen
- Stärkerer US-Dollar und längerfristig höhere Zinsen als Hindernis für das Wachstum in den ASEAN-Staaten, Taiwan, Südkorea, Brasilien und Mexiko, die sehr vom Welthandel abhängen.
„Angesichts der Ungewissheiten über die zweite Amtszeit von Trump halten wir einen vorsichtigen, aber opportunistischen Anlageansatz für ratsam, der sich auf Märkte mit soliden inländischen Fundamentaldaten und auf wachstumsstarke Sektoren konzentriert“, so Sean Taylor. Sie finden seinen aktuellen Kommentar hier: „Emerging Markets in Focus: Opportunities & Challenges of Trump 2.0 for Investors“.
Image sources
- Chief Investment Officer Sean Taylor: Matthews Asia