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Asset-Manager-Umfrage 2024: Was sind die größten Herausforderungen für ausländische Fondsmanager in Deutschland?

Kundenspezifische Anforderungen (25%), Deutschlands dezentrale Struktur mit seinen verschiedenen Finanzzentren (19%) und Fondsinformationen in deutscher Sprache sowie der Zugang zu Vertriebspartnern (jeweils 18%) sind für ausländische Investmentgesellschaften die größten Herausforderungen auf dem deutschen Markt. Die fondsbezogene Regulierung (neun Prozent) und die Einstellung von qualifiziertem Personal (sieben Prozent) stellen hingegen geringere Hürden dar.

Nur noch drei von zehn Fondsmanagern wollen bis Ende dieses Jahres mehr Artikel 8-Fonds anbieten, aber nur 15% werden ihr Angebot an Artikel 9-Fonds erhöhen.

Der Anteil der Frauen hat bei der Hälfte der ausländischen Fondshäuser zugenommen, während er sich bei 43% nicht verändert hat.

Vier Jahre nach dem Ausbruch der COVID-Pandemie haben sich die Regeln für die Arbeit von zu Hause, das „Home office“, verändert. Drei Viertel der Befragten arbeiten inzwischen aber wieder mehr Tage aus dem Büro als von zu Hause aus.

Das sind zentrale Ergebnisse der jährlichen Online-Umfrage „Die größten Herausforderungen für ausländische Fondsmanager auf dem deutschen Markt“ von Gerle Financial Communications, einer spezialisierten Kommunikationsberatung für die Finanzbranche. An der Befragung im März 2024 nahmen 28 Vertreter von ausländischen Fondsgesellschaften, externen Außendienstmitarbeitern (Third-party Marketers) und Dienstleistern für die Fondsindustrie teil. Es war die mittlerweile fünfte Umfrage ihrer Art.

44% verwalten mehr als EUR 1 Mrd. an Vermögenswerten in Deutschland

20 der teilnehmenden Unternehmen stammten aus Europa, darunter fünf aus Frankreich und vier aus Großbritannien. Sechs kamen aus den USA, je eine aus Kanada und Chile. Gemeinsam repräsentieren die Gesellschaften ein global verwaltetes Vermögen von rund EUR 6,5 Billionen.

Nur auf Deutschland bezogen, verwalten vier von zehn (41%) der befragten Asset Manager ein Vermögen von bis zu EUR 500 Millionen, wobei sieben Prozent der Befragten bislang weniger als EUR 100 Mio. haben. Elf Prozent gaben an, bis zu einer Milliarde in Deutschland zu managen, jeweils 22% zwischen EUR 1 und 5 Mrd. bzw. über EUR 5 Mrd.

85% der Befragten (24 Unternehmen) sind seit mehr als fünf Jahren auf dem deutschen Markt präsent. Zwei Gesellschaften (7%) sind zwischen einem und drei Jahren sowie jeweils ein Teilnehmer zwischen drei und fünf Jahren oder weniger als ein Jahr auf dem deutschen Markt vertreten (4%).

Was ihren rechtlichen Status anbelangt, so betreibt mittlerweile mehr als die Hälfte (57%) der ausländischen Fondshäuser in Deutschland eine eigene Niederlassung. Knapp jedes fünfte Haus (18%) lässt sich durch externe Außendienstmitarbeiter (Third-party Marketer) vertreten. Der gleiche Anteil arbeitet mit einem Mitarbeiter, der von der Zentrale im Ausland für Kundentermine nach Deutschland reist.

Kundenspezifische Anforderungen und dezentrale Struktur sind höchste Hürden

Die größte Herausforderung für ausländische Fondsgesellschaften beim Markteintritt in Deutschland sind – im dritten Jahr in Folge – kundenspezifische Anforderungen (25%), z. B. in den Bereichen Reporting und Steuern. Dass die dezentrale Struktur Deutschlands mit ihren verschiedenen Finanzzentren ein Problem darstellt, sagten 19%. Jeweils 18% empfinden es als schwierig, fondsbezogenes Informationsmaterial in deutscher Sprache bereitzustellen oder Zugang zu Vertriebspartnern zu bekommen.

Die Regulierung von Fonds in Deutschland wird mit neun Prozent hingegen als geringeres Hindernis im Vergleich zu den Vorjahren angesehen. Die Einstellung von qualifiziertem Personal bezeichneten mit sieben Prozent hingegen wieder mehr der Befragten als Problem.

Regulierung macht in Deutschland mehr Arbeit als in Heimatmärkten

„Haben ausländische Investmentgesellschaften in Deutschland mehr, weniger oder genauso viel Arbeit mit den folgenden zentralen Herausforderungen für die Branche: Regulierung, New Work/Home office, ESG/SRI und Digitalisierung?“, lautete eine weitere Frage.

Wie sich herausstellt, bereitet die Regulierung ausländischen Fondsgesellschaften und ihren Mitarbeitern in Deutschland noch immer mehr Arbeit im Vergleich zu ihrem Heimatmarkt: 52% bestätigten dies, wobei 44% angaben, dass die Regulierung in Deutschland ihnen genauso viel Arbeit mache wie in ihrem Heimatmarkt.

Ein zweites, offensichtlich zeitaufwändiges Thema ist der Prozess der Überwachung, Auswahl und Verwaltung nachhaltiger und sozial verantwortlicher Investments (ESG/SRI): Etwas mehr als ein Drittel der Befragten (37%) gab an, dass dies in der Bundesrepublik mühsamer sei als in ihrem jeweiligen Heimatland. Mehr als die Hälfte (56%) hatte in Deutschland genau so viel Arbeit mit ESG/SRI wie zuhause.

Die Digitalisierung bereitet Fondsmanagern in Deutschland mit 74% der Nennungen genauso viel Mühe wie in ihren Herkunftsländern. Und in Bezug auf „New Work/Home-Office“ sehen sogar 81% keinen Unterschied im Aufwand für Fern- und Heimarbeit zwischen der Bundesrepublik und ihrem Herkunftsort.

Anzahl neuer Artikel 8 und 9-Fonds sinkt drastisch

Es ist schwer zu sagen, ob die Investmentgesellschaften ihre Fondspalette größtenteils „ESG-konform“ ausgerichtet haben oder ihr Enthusiasmus für die Zulassung neuer Fonds der EU-Transparenzregelung nachgelassen hat. Auf jeden Fall wollen nur noch drei von zehn Unternehmen bis Ende dieses Jahres weitere sogenannte Artikel 8-Fonds auflegen. Bei den Artikel 9-Fonds sind es nur noch 15% an geplanten Neuauflagen. Ein Unternehmensvertreter erklärte, das Angebot in dieser Kategorie des Impact Investings gegenüber dem Vorjahr sogar reduzieren zu wollen.

Vier Jahre nach COVID: 75% arbeiten wieder mehr im Büro als von zu Hause

Vier Jahre nach dem Ausbruch der COVID-Pandemie haben sich die Regeln für die Arbeit von zu Hause, das „Home office“, verändert. Doch die langgewährte Freiheit, vor allem außerhalb des Büros zu arbeiten, scheint wieder zurückgenommen zu werden: Drei Viertel der Befragten arbeiten demnach wieder mehr Tage aus dem Büro als von zu Hause aus.

Bei der Hälfte der Befragten sind „zwei Tage von zu Hause, drei im Büro“ das häufigste Arbeitsmodell ihres Arbeit- bzw. Auftraggebers. Bei zwei von zehn Teilnehmern sind es hingegen nur ein Tag zu Hause und vier im Büro. 18% sagten, dass sie „völlig frei“ entscheiden könnten, wie oft sie von zu Hause aus arbeiten wollten. Drei Prozent arbeiten drei Tage zu Hause und zwei im Büro, jeweils vier Prozent haben eine „andere Regelung“ oder arbeiten die ganze Woche im Büro.

Frauenanteil an der Belegschaft erhöht, mehr Einstellungen im Vertrieb

Zum zweiten Mal wurde danach gefragt, ob sich der Anteil der Frauen, die in den Investment-gesellschaften arbeiten, verändert hat: Die Hälfte der Teilnehmer antwortete, dass sich dieser Anteil im vergangenen Jahr erhöht habe. 43% gaben an, dass er gleich geblieben sei; sieben Prozent konnten keine genauen Angaben machen.

„Hat sich die Belegschaft Ihres Arbeit- oder Auftraggebers in Kernbereichen zuletzt eher erhöht, verringert oder ist sie gleich geblieben?“, lautete eine weitere Frage. Danach gab es den stärksten Zuwachs im Vertrieb (52% mehr Stellen gegenüber 41% „unverändert“ und 7% „weniger“), gefolgt von anderen Abteilungen (mehr: 33%, unverändert: 46%, weniger: 31%) und dem Marketing (mehr: 31%, unverändert: 61%, weniger: 8%). Die Geschäftsentwicklung (Business Development) hatte mit nur 26% zusätzlichem, aber 70% unverändertem, Personal den geringsten Zuwachs.

Dachfondsmanager und große institutionelle Kunden bleiben wichtigste Zielgruppen

Die wichtigsten Zielgruppen für den Vertrieb ausländischer Kapitalanlagegesellschaften im deutschen Markt sind Dachfondsmanager und Vermögensverwalter mit 89% der Nennungen sowie große institutionelle Kunden wie Pensionskassen und Versicherungen mit 81% Nennungen. (Single) Family Offices und Privatbanken haben im Jahr 2024 die Plätze getauscht: SFOs gelten nun als drittwichtigste Kundengruppe mit 78%; Banken kamen auf den vierten Rang mit 63%. Auf unabhängige Finanzberater entfielen 41% der Stimmen (Mehrfachnennungen waren möglich).

Aktien und Anleihefonds dominieren Produktangebot …

Aktien- und Rentenfonds (jeweils 89%) sind nach wie vor die dominierenden Anlageklassen im Angebot ausländischer Fondsgesellschaften, gefolgt von Multi-Asset-Fonds (56%) sowie Hedgefonds/Absolute Return-Strategien (37%), Private Debt (33%), Immobilien (26%), Cash-/Währungsprodukten (19%), Private Equity und Infrastruktur (jeweils 15%), Rohstoffen und passiven Produkten/ETF (je 11%).

aber Infrastruktur, Private Debt und ETFs am stärksten gewachsen

Das stärkste Wachstum im Vergleich zu ihrem Produktangebot, als die Asset Manager in Deutschland an den Start gingen, verzeichnen jedoch Multi-Asset-Fonds (+88%), Infrastruktur (+100%), Private Debt (+125%) und passive Produkte/ETF (+200%). Das Angebot von Cash-/Währungsprodukten hat demnach um 66% zugenommen, Rohstofffonds um 50% und Immobilienfonds um 40%. Lediglich das Angebot an Private Equity ist bei den befragten Unternehmen gegenüber ihrem Geschäftsbeginn gleich geblieben.